Samstag, 8. Oktober 2016

Wenn du mich küsst

Juliana Stone


Diesen Roman aus der Hand zu legen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Juliana Stone schreibt ergreifend und in flüssigem, nicht mit Details überladenem Stil vom Unglück zweier Teenager und wie sie beide lernen, dass das Leben auch Glück für sie bereit hält. In wechselnden Perspektiven kann man die Gedanken und Gefühle der beiden Hauptfiguren kennen lernen und muss die beiden einfach ins Herz schließen. Nach zwei schrecklichen Ereignissen, an denen die Beiden sich die Schuld geben, lernen sie gemeinsam, für jemanden da zu sein und wieder Fröhlichkeit und Unbeschwertheit zu erleben.

Monroe hat ihren kleinen Bruder verloren und gibt sich die Schuld an seinem Tod. Sie verfällt in ein tiefes Loch und versucht sogar, sich die Pulsadern aufzuschneiden - um wieder etwas spüren zu können.  Während der Sommerferien schicken ihre Eltern sie zu ihrer Großmutter aufs Land, damit sie ein wenig Abstand von New York und den grausamen Erinnerungen bekommt. Zunächst zieht sie sich noch sehr zurück und schafft es morgens kaum, das Bett zu verlassen. Dann begegnet sie Nathan und obwohl sie gar nicht plant, sich ihm auch nur im geringsten zu öffnen, muss sie (durch Druck seitens ihrer Großmutter) schließlich zulassen, dass sie Zeit miteinander verbringen.
Nathan hat darauf zu Beginn ebenfalls keine Lust. Auch ihm ist etwas sehr tiefgreifendes und zeichnendes widerfahren und auch er gibt sich daran die Schuld. Damit ist er nicht alleine, denn auch einige außenstehende Personen machen keinen Hehl daraus, dass er der Grund für dieses tragische Ereignis ist. 

Was ihm und Monroe im Einzelnen widerfahren ist, erfahren wir als Leser zunächst nur in Bruchstücken und erst nach etwa der Hälfte des Buches.  Dies hat jedoch keinesfalls die Absicht, uns hin zu halten oder die Spannung künstlich zu erhöhen, denn dies hat diese bezaubernde Geschichte gar nicht nötig. Nathan und Monroe sind beide gebrochene Personen, doch auf ihre so unterschiedlichen Weisen wachsen beide dem Leser sofort ans Herz. Wir lernen mit den beiden zwei völlig normale und sympatische Teenager kennen, die mit Tod, Schuld und Schmerz konfrontiert wurden. Gemeinsam und ohne es wirklich darauf anzulegen, erfahren sie jedoch nach und nach wieder Glück, die schönen Seiten des Lebens und vor allem Liebe.

Ich musste einige Tränen vergießen, während mich die Seiten dieses Buches völlig in ihren Bann geschlagen haben und mitzuerleben, wie sich Roe und Nathan Schritt für Schritt in Richtung Vergebung durch sich selbst tasten, ist etwas, das ich nur weiterempfehlen kann.

Auch die Gefühle der von den Unglücken betroffenen Freunde und vor allem die der Eltern sind herzzerreißend und ergänzen die Geschichte perfekt. Der Schmerz, ein Kind zu verlieren und was dies mit einer Familie anrichtet, sind auf eine Weise dargestellt, dass man manche Begebenheiten erst einmal sacken lassen muss. Die Autorin hat hier wirklich ausgezeichnet recherchiert und mit Charakteren wie der Großmutter von Monroe eine Ideale Ergänzung erschaffen, um den Fokus nicht alleine auf den Hauptfiguren liegen zu lassen.

Ich kann allen nur raten, sich von diesem Buch bezaubern zu lassen. Selbst wenn das Ende für meinen Geschmack schon ein wenig kitschig war, bin ich begeistert. 

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