Montag, 26. September 2016

Gelöscht

Teri Terry


Dies ist der erste Teil der Trilogie von Teri Terry, dessen Aufgabe es in den ersten Kapiteln zunächst war, die Geschichte vorzustellen und in die Welt der Hauptfigur einzuführen.

Großbritannien hat sich von anderen Ländern differenziert und für den Umgang mit der Jugendkriminalität und Rebellentum eine ganz besondere Methode entwickelt: Straftäter unter 17 Jahren können geslatet werden. Dabei werden ihre Erinnerungen ausgelöscht, bis nichts von ihnen zurückbleibt und die Jugendlichen einer neuen Familie zugeteilt werden können. Um zu verhindern, dass die Jugendlichen wieder abrutschen, wird ein Gerät namens Velo mit ihnen verbunden - dieses überwacht ihre Gefühle und insbesondere das Aggressionspotential und gibt dieses durch einen Wert auf einer Anzeige wieder. Sofern die Aggression zu sehr steigt, werden die Jugendlichen durch einen Computerchip in ihrem Gehirn abgeschaltet - ausgelöscht. Man möchte fast hingerichtet sagen. 

Was ich zu erzählen habe, ist eine Geschichte. Meine Geschichte, nicht die Wahrheit.

Hauptfigur der Dystophie ist Kyla, ein sechzehnjähriges Mädchen, das geslatet wurde. Die Geschichte beginnt damit, dass sie ihrer neuen Familie  übergeben wird. Durch den Erinnerungsverlust weiß Kyla nichts über sich selbst und ihre Gefühle. Dies ist selbstverständlich nachvollziehbar, sorgt jedoch auch dafür, dass die ersten Kapitel recht langweilig sind. Bis die Geschichte ins Rollen kommt, wird man damit abgespeist, dass Kyla gerne laufen geht, zeichnen kann und keinen Brokkoli mag. Hat man dies jedoch hinter sich, entwickelt sich der Roman sehr schnell spannend und wirft einige interessante Fragen auf - über die Regierung, die Rebellen, verschiedene Personen und v. a. natürlich Kylas Vergangenheit.

Was hat sie getan, um geslatet zu werden?

Etwa ab der Mitte des Buches wird es richtig spannend und man kann es endlich kaum aus der Hand legen - es ist also ein wenig Geduld notwendig. Zu viel möchte ich hier gar nicht verraten, nur so viel: Kyla legt sich endlich eine Persönlichkeit zu und gerade durch diverse Flashbacks und die Realisierung, dass sie anders ist, als alle anderen geslateten Personen, sorgen für eine spannende und düstere Atmosphäre. Wir lernen Regierungsgeheimnisse, Slatinggeheimnisse, verschwundene Personen, Verschwörungen und Rebellen kennen - all das überschattet von der großen Frage, WER Kyla eigentlich ist und was mit ihr geschehen ist.

Der Schrecken des ersten Traums lässt langsam nach, die Einzelheiten beginnen sich aufzulösen wie Rauch, der in den Himmel steigt. Trotzdem fühlt es sich so real an - als ob ich dort gewesen wäre, als ob ich an diesem Tag zugesehen hätte, wie all diese Schüler starben.


Zum Ende gibt es schließlich eine unvorhergesehene Wendung, die ordentlich Lust auf den zweiten Teil macht.

Auch wenn ich dem Buch für die ersten Kapitel ein wenig Kritik aussprechen muss, ist es im Fazit doch überaus spannend. Die (nicht geslateten) Personen sind gut ausgearbeitet, das Konzept des "neuen" Großbritannien ist interessant und wenn die Spannung der Handlung erst einsetzt, erhöht sich diese Schritt für Schritt zu einer überaus packenden Handlung.

Ich werde mir den zweiten Teil dieser Reihe noch zulegen und hoffe, dass die Handlung dort unvermindert aufregend weiter geht, ohne wieder langwierige Anlaufphase zu benötigen.


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